Klinik am Berg (2022) DE

Gemeinschaftsprojekt Klinik in den Bergen, 12./13. August 2022

Die ehemalige Knappschafts-Heilstätte für Tuberkulose-Patienten war bis 2009 als Onkologie-Klinik in Betrieb und erlitt dann dasselbe Schicksal, wie zahlreiche andere Kliniken: Sie wurde mangels Rentabilität geschlossen. Bedauerlicherweise wurde dem Gebäude durch die Vermietung an Personen, die in dem Gebäude Softair-Parcours aufbauten, erheblicher Schaden zugefügt. Die Inneneinrichtung wurde massiv beschädigt und zweckentfremdet, die gesamt Klinik innen und außen – einschließlich der Nebengebäude – vermüllt. In Kürze soll die Anlage hoffentlich einer neuen Nutzung zugeführt werden. Der Besitzer war so freundlich, uns und insgesamt 14 weiteren Ghosthunter-Kollegen gegen eine Gebühr das Gelände über das ganze Wochenende zu überlassen.

Der Komplex besteht aus dem großen Hauptgebäude (Anfang 20. Jahrhunderts erbaut) sowie weiteren Nebengebäuden. Die „Base“ war in einem der Nebengebäude eingerichtet, das nicht untersucht wurde. Zugänglich war neben dem Hauptgebäude außerdem ein weiteres Gebäude, das vom oben angesprochenen Personenkreis wohl als eine Art Verwaltungsgebäude/Schlafgebäude zweckentfremdet worden war. In einem weiteren zugänglichen Raum scheint sich ein Aufbewahrungszimmer befunden zu haben, wobei diese Nutzung zwar von einem Ghosthunter-Kollegen vom Fach, nicht aber von Grundrissen her bestätigt werden konnte. Zahlreiche Garagen und Lagergebäude waren ebenfalls nicht Teil der Untersuchung. Das Kesselhaus wurde beispielsweise von Sunny und Micha mit in die Untersuchung einbezogen. In einem weiteren, etwas abseits stehenden Gebäude, dem ehemaligen Ärztehaus, wohnen derzeit Mieter. Das ehemalige Schwesternheim, zuletzt ebenfalls unglücklich vermietet, konnte nicht betreten werden und soll sich in einem desaströsen Zustand befinden.

Um zu verhindern, dass sich die verschiedenen Teams gegenseitig stören könnten, wurde mittels Grundriss und angefertigten Magnetplatten jeweils festgelegt, wer in welchem Bereich unterwegs sein würde. Das Gebäude ist durch den Leerstand akustisch durchaus trickreich. Die langen Gänge und Flure mit offenen Zimmern, teilweise durch zweckentfremdete Türen als „Parcours“ verstellt, bieten für psychologische und physikalische Wahrnehmungsphänomene eine Steilvorlage. Jeder, der schon einmal durch einen langen Hotelflur alleine gelaufen ist, wird das kennen. Ein leeres, beschädigtes Gebäude, kalt, müffelnd, mit offenen Zimmern, teilweise ohne Türen, stellt noch einmal eine ganz besondere Herausforderung dar.

Nach einer ersten Besprechung fand der Technik-Aufbau statt. G.E.T. positionierte das Equipment wie folgt (Strom war an einer Stelle des Hauptgebäudes vorhanden):

DVR-System mit 3 Kameras: Anmeldungsbereich

Kamera 1: Überwachung Eingangsbereich inkl. Treppe zum Anmeldebereich

Kamera 2: Von der Rezeption nach links Richtung Gangflucht gerichtet

Kamera 3: Von der Rezeption nach rechts Richtung Speisesaal/Küchenbereich gerichtet

Laser Grit: Kapelle

Bei der Erstbegehung stellte sich folgendes Phänomen dar: Sunny und Sonja schritten im Erdgeschoss den Gang ab, als sie an einer bestimmten Stelle einen sehr intensiven Weihrauch-Geruch wahrnahmen. Dieser Geruch war sehr zentriert und an einer unspezifischen Stelle. Micha kam nach und stelle unabhängig und ohne es zu wissen, denselben Geruch fest. Weitere Personen hingegen nahmen den Geruch nicht wahr, obwohl sie aufgefordert wurden, den Bereich nochmals abzuschreiten. Der Weihrauch-Geruch blieb über den gesamten Zeitraum von zwei Tagen immer mehr oder weniger intensiv wahrnehmbar. Nur Chris nahm zu einem späteren Zeitpunkt den Geruch ebenfalls wahr.

Nach dem Aufbau wurde zunächst versucht, zu Triggern. Dabei spielte Sunny eine Patientin im Rollstuhl, Anja spielte eine Pflegekraft und Sonja stand hinter der Anmeldung. Die anderen Kollegen verteilten sich im Flur. Nach dem Triggern, das suggerierte, dass eine offenbar lungenkranke Person

aufgenommen werden sollte, hatte Sunny das dringende Bedürfnis in den Bereich rechts von der Anmeldung zu gehen. Dort befanden sich der Speisesaal und die Küche. Sunny hatte zunächst den Eindruck, dass dort eine Person im Arztkittel stehen würde. Dies stellte sich als Pareidolie heraus, da sich dort eine weiße schmale, aufrecht im Gang (als Hindernis) stehende Tür befand, die diesen Eindruck auslöste. Sunny hatte das Gefühl, dass jemand sie dort hinlocken wollte, der nichts Gutes im Schilde führte. Als sie ein paar Meter von der Tür entfernt stehenblieb, konnte sie sich des Eindrucks nicht erwehren, dass jemand um sie herumspringen würde. Sie glaubte zunächst an einen „Irren“, dann aber wurde allen klar, dass Softair-Spieler dieselben hektischen, von Seite zu Seite springenden Bewegungen machen würden. Erst später entdeckte jemand anderes, dass in dem Küchenraum eine Art Schrein für einen verstorbenen Softair-Spieler aufgestellt worden war. In der „Base“ gab es zudem ein Foto, auf dem eine Person mit dem Text „Ruhe in Frieden“ abgebildet worden war; diese Person hieß wohl „T.“ [Name aus Pietätsgründen nicht dargestellt.]

Das Namenskürzel passte aber nicht zu dem „Schrein“, auf dem andere Anfangsbuchstaben dargestellt waren. Zahlreiche Spieler hatten drumherum ihre eigenen Namen dort als Anteilnahme verewigt. Der Verdacht lag also nahe, dass es sich bei der Wesenheit, die um Sunny herumsprang, vielleicht um einen ehemaligen Softair-Spieler handeln könnte. Sunny definierte die um sie herumspringende Wesenheit als aus einem Raum an die Küche anschließend kommend (in dem sich auch ein Speiseaufzug befand). Erwähnenswert ist an dieser Stelle, dass Chris und Anja exakt denselben Raum als sehr interessant empfunden hatten, zu einem bereits früheren Zeitpunkt, und weder die Beiden noch Sunny voneinander wussten. Es meldete sich auch der Rempod im weiteren Verlauf, allerdings hörte sich das Signal taktend an und es kam zu keiner Kommunikation.

Die zweite Untersuchung fand im ehemaligen „Ergometrie“-Saal statt. Zuvor hatte Chris, der unten im Keller unterwegs war während oben getriggert wurde, an dieser Stelle im Keller deutliche Schrittgeräusche vernommen. Die Ursache konnte bisher nicht aufgeklärt werden. Micha, Sonja, Sunny, Anja und Chris platzierten sich in dem Raum. Eine Session mit der Spiritbox blieb erfolglos. Micha, Sunny und Anja hörten aber während der Untersuchung ein Geräusch, das sie nicht zuordnen konnten. Auch der Rempod meldete sich wieder, allerdings auf die gleiche Weise wie zuvor.

Weiter ging es im Röntgen-Bereich, der allen als sehr unangenehm aufgefallen war. Micha fühlte sich in dem linken der beiden Räume sehr unwohl, was sich im Verlauf aber besserte.

An den Röntgenbereich unmittelbar anschließend befindet sich die ehemalige Bäderabteilung. Hier versuchten es Micha, Sunny und Sonja mit Provokation. Sie beschwerten sich, dass sie nun schon sehr lange warten würden und sich niemand um sie kümmere. Eine Kommunikation mit dem Rempod blieb zunächst aus, doch als Sonja meinte, „Wenn Sie wollen, dass wir gehen – dann melden Sie sich doch!“, kam es zu einer Reaktion. Der Rempod-Ton wurde dabei teilweise sehr intensiv, aber es kam zu keiner „echten“ Kommunikation und aufgrund der vorangegangenen Erfahrungen ist der Vorgang entsprechend mit Vorsicht zu betrachten. Der Rempod hörte zu einem Zeitpunkt einfach wieder auf mit den Tonfolgen.

Am 2. Tag kam es in einem der Nebengebäude, das offenbar von den Softair-Mietern als eine Art Verwaltung und Übernachtungsmöglichkeit genutzt worden war, zu einem interessanten Zwischenfall, als Chris in eine Kältesäule griff und diese Kälte auch sehr intensiv wahrnahm. Sonja und Sunny, hinzugerufen, stellten diese Kälte nicht mehr fest, wohl aber erneut einen sehr intensiven Geruch nach Weihrauch. Die drei entschieden sich, das Gebäude zu einem späteren Zeitpunkt (es war Nachmittag) noch einmal genauer zu untersuchen.

Micha und Sunny waren, nachdem eine andere Gruppe von einer sehr interessanten Kommunikation mittels Rempod berichtet hatten, im Kesselhaus unterwegs. Die Untersuchung blieb ohne Ergebnis.

Ein weiterer Besuch im Küchenbereich mit G.E.T. und weiteren Kollegen erbrachte ebenfalls keine Reaktion.

Das Triggern wurde dieses Mal im Röntgenbereich angesetzt. Nahezu alle Anwesenden „spielten“ mit, um eine möglichst „echte“ Krankenhaus-Situation zu simulieren. Auch wenn vereinzelt mit Vorsicht genannte atmosphärische Veränderungen wahrgenommen wurden, führte das Triggern nicht zur gewünschten Eskalation.

Sabrina (GH Schleswig-Holstein), Chris, Sunny und Sonja begaben sich anschließend nochmals in das bereits erwähnte Haus, konnten aber keine Ergebnisse vor Ort feststellen.

Auch ein weiterer Besuch des Küchenbereichs führte zu keinem unmittelbaren Erfolg.

Ergebnisse:

1. Aufzeichnung der Kinect in der Küche für die Dauer von 5 Minuten ohne Reproduktion davor oder danach; an der Aufzeichnungsstelle befindet sich allerdings eine Art alter Sicherungskasten. Es ist also durchaus möglich, dass die Kinect diesen Sicherungskasten fehlgedeutet hat – allerdings hat sie dies dann nur einmal in 2 Stunden, dafür aber über einen recht langen Zeitraum getan.

2. Vierfaches, deutliches Klopfen während der Erstbegehung durch Sunny und Sonja. Sie waren zu diesem Zeitpunkt alleine im Gebäude – das Klopfen wurde nicht dokumentiert, also sicher auch nicht vor Ort gehört; eine Beteiligung der zwei Personen kann selbstredend ausgeschlossen werden.

3. EVP Bäder-Abteilung neben dem Röntgen-Raum: Nur auf Sunnys Cam ist diese EVP aufgezeichnet worden. Möglicher Text: „Ich bin allein“ oder „Ich bin hinter Micha“.

4. Aufzeichnung der Kinect an der Rezeption: Micha steht bereits eine längere Zeit an seiner Position, als hinter ihm ein Strichmännchen erscheint. An der betreffenden Stelle befindet sich eine Tür. Das Strichmännchen verschwindet, als sich Micha bewegt und taucht im Anschluss nicht mehr auf.

Das Ghosthunter Explorer-Team bedankt sich bei Daniel vom Team GHTB für die Initiative, diesen Ort als möglichen Untersuchungsort anzufragen und die komplette vorangehende Organisation zu managen. Leider konnte letztlich Daniel selbst aufgrund einer akuten Erkrankung ebensowenig am Projekt teilnehmen, wie einige andere Personen, die sich zunächst angemeldet und dann – teilweise kurzfristig – abgesagt haben. Simone vom Team GHTB gehörte unverschuldet auch dazu, sodass letztlich aus diesem Team nur Anja vor Ort sein konnte. Sie teilte sich das Management des Großprojekts vor Ort mit Frank von PaDuPeFra – euch gebührt unser Dank und unser voller Respekt!

Herzlichen Dank an alle Mitwirkenden – es war uns nicht nur ein Vergnügen, sondern auch eine Ehre, mit euch zusammen zu arbeiten. Großprojekte wie dieses zeigen, wie wichtig und wertvoll der Austausch untereinander ist. Und wie schön es ist, mit Menschen zusammen zu treffen, für die eine ungewöhnliche Thematik ganz gewöhnlich ist.